Öl im Venn hält Stab in Atem

Gronau/Kreis Borken –

Die Übungslage ist so ernst wie realistisch: Im Amtsvenn tritt Öl aus. Anfangs stehen nur drei Kühe im Öl, dann aber geht es Schlag auf Schlag: Die Feuerwehr probte jetzt die Stabsarbeit.

Von Klaus Wiedau

Die Übungslage ist so ernst wie realistisch: Im Amtsvenn tritt Öl aus. Anfangs stehen nur drei Kühe im Öl, dann aber geht es Schlag auf Schlag: Immer mehr Ölfundstellen werden entdeckt, das Öl breitet sich unterirdisch Richtung Epe aus. Hausbrunnen von Landwirten müssen wenig später wegen Ölverunreinigung stillgelegt, schließlich sogar das Eper Wasserwerk vom Netz genommen werden.

Vor diesem Szenario fand jetzt in der Feuer- und Rettungswache Gronau eine Stabsübung statt. Rund 70 Feuerwehrleute des Führungsstabs der Gronauer Wehr, von Wehren aus dem gesamten Kreis Borken und aus Bottrop sowie eine Vielzahl von Fachberatern trainierten dabei die Zusammenarbeit auf der Führungsebene.

Im Abstand weniger Minuten finden Lagebesprechungen statt: Die Verantwortlichen der verschiedenen Stabsbereiche – von S 1 (Personal/Innerer Dienst) über S 2 (Lage), S 3 (Einsatzkräfte), S 4 (Versorgung), S 5 (Pressearbeit) bis S 6 (Funk, Kommunikation) melden den aktuellen Sachstand in ihrem Bereich und planen mit den anderen Teams die nächsten Schritte.

Die Übungslage spitzt sich derweil weiter zu: Das Gebiet rund um die Ölfundstellen muss schließlich evakuiert werden – rund 100 Menschen sind in einer Turnhalle unterzubringen und zu versorgen. Durch den Ausfall der Wasserversorgung müssen tausende Tiere auf den Bauernhöfen über Tankwagen mit Wasser versorgt werden. An den Absperrungen drängeln sich Schaulustige, Pressevertreter warten auf Informationen. In die Lagebesprechungen werden immer wieder auch Fachberater von THW, Polizei, Ordnungsamt, Stadtwerken, eine Leitende Notärztin und ein Bundeswehr-Verbindungsoffizier eingebunden. Der Sitzungssaal der Feuerwache brummt.

Übungsleiter Matthias Stehning hat dafür gesorgt, dass besondere Überraschungen den Stab zusätzlich zum eigentlichen Geschehen auf Trab halten: Ein plötzlicher Rettungswageneinsatz im Schadensgebiet – was ist da passiert? Minuten später eine neue Blitzmeldung: ein Wohnungsbrand, Menschenleben in Gefahr. Einsätze, die es neben dem Übungsszenario abzuarbeiten gilt.

Dann ein besonders heikler Moment – in der Realität und in der Übung: Die Kräfte des Stabes müssen gegen frisches Personal ausgetauscht werden. Jetzt kommen die mitwirkenden Führungskräfte der Feuerwehren aus anderen Orten des Kreises und aus Bottrop zum Zug, lassen sich von den Verantwortlichen der einzelnen S-Bereiche einweisen und übernehmen dann die Arbeit. „Es ist schwierig, einen solchen Stab an neue Kräfte zu übergeben, die mit der Lage noch gar nicht vertraut sind“, sagt Kreisbrandmeister Johannes Thesing, der neben anderen die Stabsübung beobachtet. Aber: Der Stabwechsel funktioniert. Kleinere Unzulänglichkeiten, die sich dabei zeigen, sind der Grund, warum die Feuerwehr-Verantwortlichen solche Trainings durchführen.

Am Ende müssen einzelne Stabsmitwirkende noch eine Pressekonferenz abhalten. Gronaus Feuerwehrsprecher Martin Bültmann moderiert die PK: Es gibt kritische Fragen, drängelnde Reporter und Fotografen, die dem Stab buchstäblich auf die Pelle rücken. Auch das ist ein realistischen Übungsszenario.

Übungsleiter Matthias Stehning und der Leiter der Gronauer Wehr, Marco van Schelve, sind schließlich zufrieden. Van Schelve: „Einhelliges Resümee war, dass die Übung sehr gut gelaufen ist. Vor allem der im Szenario vorgegebene Wechsel der Stabsmitarbeiter im laufenden Einsatz hat sich als eine neue und interessante Übungslage herausgestellt.“