Nachdenkliches

Nachdenkliches zur Arbeit der Feuerwehr

Inhaltsverzeichnis

 

  

 


Es macht uns Spass!

Ihr sagt, wir wären Säufer, ihr sagt, wir würden nur besoffen zu Einsätzen fahren. Ihr verliert selten ein gutes Wort über uns, doch so sind wir gar nicht!
Natürlich trinken wir gerne zusammen, doch nicht öfter und mehr als andere Leute.
Und wir nehmen unsere Aufgaben so gut wahr wie wir es als Menschen können.

Wir versuchen
365 Tage im Jahr,
7 Tage die Woche und
24 Stunden am Tag für euch da zu sein.
Wenn euer Haus brennt, löschen wir es,
wenn ihr im Auto eingeklemmt seid, schneiden wir euch raus und
kommt ihr nicht über eine Strasse, machen wir den Weg frei.
Und es macht uns Spass!

Auch das Dorfleben gestalten wir mit, wir organisieren das Osterfeuer und wem macht ein Osterfeuer keinen Spass?
Ich arbeite mit Kindern aus dem Kindergarten und den Schulen.
Und es macht uns Spass!

Manchmal haben wir furchtbare Einsätze, wenn wir auf die Autobahn müssen, dann fragt man sich jedes mal ob wieder ein Mensch sein Leben verloren hat oder ob es einen Anblick gibt der sich für immer in die Seele einbrennt.

Jedes mal setzen wir unser Leben aufs neue aufs Spiel um euch zu helfen. Sobald wir mit dem Löschfahrzeug auf der Strasse sind und das Martinshorn jault,
setzen wir unser Leben aufs Spiel.
Denn, wie viele Feuerwehrmänner haben schon ihr Leben auf einer Fahrt zum Einsatz verloren? Wie viele es auch immer sind, es sind zu viele.

Wenn wir unter PA ins Feuer gehen um euer Leben, oder das eures Kindes zu retten, setzen wir unser Leben aufs Spiel.
Jedes mal wenn wir uns einem brennenden Haus nähern,
setzen wir unser Leben aufs Spiel, denn das Feuer ist unberechenbar.

Aber es gibt auch schöne Momente.
Jedes mal, wenn man in Einsatzkleidung durch das Dorf geht und die Kinder sagen
„Guck mal ein Feuerwehrmann“ und man das Strahlen in ihren Augen sieht.
Jedes mal, wenn man ihnen den Helm auf den Kopf setzt und sie sich toll damit fühlen.
Jedes mal wenn man einrückt und sich sagen kann „heute habe ich wieder einen Menschen gerettet“

Ihr könnt sagen was ihr wollt, die Freiwillige Feuerwehr ist für uns das grösste.
Welches kleine Kind träumt nicht davon Feuerwehrmann zu werden?
WIR haben uns diesen Traum verwirklicht, und WIR helfen so, wie wir es als kleine Kinder immer wollten.

Und es macht uns Spass!
Und jetzt sagt noch einmal wir wären nur Säufer!
Wir sind normale Menschen, doch wenn ihr uns braucht, sind wir für euch da.

Ein Feuerwehrmann
und stolz darauf es von sich sagen zu dürfen

 

(Der Text wurde uns mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt – der Autor möchte aber nicht genannt werden)

nach oben


Ich wünschte, du könntest … (Gedanken eines Feuerwehrmannes)

Ich wünschte, du könntest den Kummer des Geschäftsmannes
sehen, als sein Lebenswerk in Flammen aufging
oder die Familie, die nach Hause kam, nur um ihr Haus und ihre
Habseligkeiten beschädigt oder sogar zerstört vorzufinden.

Ich wünschte, du könntest fühlen, wie es ist, ein brennendes
Schlafzimmer nach eingeschlossenen Kindern
abzusuchen; die Flammen schlagen über deinen Kopf hinweg,
während des Kriechens schmerzen deine
Handflächen und Knie, der Fußboden gibt unter deinem Gewicht
nach, wenn die Küche unter dir zu brennen anfängt.

Ich wünschte du könntest die Furcht in den Augen einer Ehefrau
um 3 Uhr morgens sehen, wenn ich ihrem 40 Jahre altem Ehemann
den Puls fühle und keinen finde, ich beginne
mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, hoffe
wider besseres Wissen ihn zurückzuholen, aber ich weiß, dass es
zu spät ist. Aber seiner Frau und seiner Familie muss ich das Gefühl geben,
dass alles Mögliche getan wurde.

Ich wünschte, du könntest den unvergleichlichen Geruch von
brennenden Isolierungen, den Geschmack von Ruß
auf deinen Schleimhäuten, das Gefühl der intensiven Hitze, die
durch deine Ausrüstung dringt, das Geräusch der
lodernden Flammen und die Beklemmung absolut nichts durch
diesen dichten Rauch zu sehen, nachempfinden –
"Sensationen, an die ich mich zu sehr gewöhnt habe, mit denen
ich zu sehr vertraut geworden bin."

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, am Morgen zur
Schule oder zur Arbeit zu gehen, nachdem du
den Großteil der Nacht, heiß und wieder nass durchgeschwitzt, bei
einem Großfeuer verbracht hast.

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich zu
einem entstehenden Feuer gerufen werde, "Ist es
ein falscher Alarm oder ein fortgeschrittenes, atmendes Feuer?
Wie ist das Gebäude konstruiert? Welche
Gefahren erwarten mich? Sind Menschen eingeschlossen?"

Ich wünschte, du könntest in der Notaufnahme dabei sein, wenn
der Arzt das hübsche 5 Jahre alte Mädchen für
tot erklärt, nachdem ich es zuvor 25 Minuten lang versucht habe
am Leben zu halten; sie wird nie zu ihrem ersten Vater gehen
können oder jemals wieder die Worte "Ich liebe dich, Mama" sagen
können.

Ich wünschte du könntest die Frustration im Führerhaus des
Löschfahrzeuges fühlen, der Maschinist drückt
seinen Fuß fest auf die Bremse, mein Daumen drückt wieder und
wieder den Schalter des Presslufthorns, wenn
du dir vergeblich versuchst Vorfahrt an einer vorfahrtberechtigten
Kreuzung zu verschaffen oder im dichten
Verkehrsstau. Wenn du uns brauchst, wann auch immer es ist,
deine ersten Worte nach unserem Eintreffen
werden sein: "Es hat fast eine Ewigkeit gedauert bis ihr hier wart!"

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich helfe,
eine junge Frau aus den zertrümmerten
Resten ihres Wagens zu ziehen, "Was wäre, wenn es meine
Schwester, meine Freundin oder eine Bekannte ist?
Wie werden ihre Eltern reagieren, wenn vor ihrer Tür ein Polizist
steht, der seine Mütze in den Händen hält?"

Ich wünschte, du könntest wissen, wies es sich anfühlt nach
Hause zu kommen, meine Eltern und Familie zu
begrüßen, aber nicht das Herz zu haben ihnen zu erzählen, dass
ich beinahe von meinem letzten Einsatz nicht
zurückgekommen wäre.

Ich wünschte, du könntest die physische, emotionale und mentale
Belastung von stehensgelassenem Essen,
verlorenem Schlaf und verpasster Freizeit vorstellen, zusammen
mit all den Tragödien, die meine Augen gesehen haben.

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, einen kleinen
Jungen auf deinem Arm zu tragen, der fragt, "Ist
meine Mama O.K.?", und es ist dir unmöglich, ihm in die Augen zu
schauen, ohne dass dir die Tränen in die
Augen steigen und weißt nicht, was du sagen sollst. Oder wie es
ist, einen alten Freund zurückzuhalten, der mit
ansehen muss, wie sein bester Kumpel in den Rettungswagen
getragen wird, und du weißt genau, dass er nicht
angeschnallt war.

Solange du dieses Leben nicht durchgemacht hast, wirst du
niemals wirklich verstehen oder einschätzen können,
wer ich bin, was wir sind oder was unsere Arbeit wirklich
bedeutet.

 

 


 

Ich bin der Mann

Nach dem Gedicht „Ich bin die Frau“ von Ulla Hahn (1983)

Ich bin der Mann…
Der übermüdet in der Schule sitzt
Wenn nachts ein Unglück war

Ich bin der Mann…

Der nachts aus seinem warmen Bett springt

Wenn die Feuersirene heult

Ich bin der Mann…

Der vom Lehrer entgeistert angeguckt wird

Wenn im Unterricht mein Piepser ertönt

Ich bin der Mann…

Der von allen dumm angeguckt und bespottet wird

Wenn er zu seinem Auto rennt um zu helfen

Ich bin der Mann…

Der durch dichten Raucht kriecht

Wenn Kinder in den Flammen eingeschlossen sind

Ich bin der Mann…

Der mit ansehen muss

Wenn der Notarzt den jugendlichen Autofahrer für tot erklärt

Ich bin der Mann…

Der die Schreie der Hausfrau ertragen muss

Wenn das gesamte Hab und Gut in Flammen steht

Ich bin der Mann…

Der es gerne hört

Wenn jemand „Danke Feuerwehrmann“ sagt

 

Ich bin der Mann…

Der nur respektiert wird

Wenn man ihn braucht

Ich bin der Mann…

Der es trotzdem gerne macht

Wenn Andere seine Hilfe brauchen

Ich bin der Mann…

Der Feuerwehrmann ist

 

(Gedicht wurde uns zugesendet – der Verfasser möchte nicht genannt werden)

nach oben

 


 

Die Idioten von der Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen!

 

Stellen Sie sich bitte einmal vor, dass Sie an einer Hauptverkehrsstraße wohnen. Nachts um drei Uhr fährt – mit Tatütata und Radau – die Feuerwehr oder die Rettung oder eine der anderen Hilfsorganisationen mit ihren größtenteils freiwilligen und somit "unbezahlbaren" Helfern an Ihrem Haus vorbei.

 

Sie werden sofort wach und denken eventuell… …

 

"Hoffentlich kommen die noch rechtzeitig?"

oder …

"Na ja, nach § 35 StVO muss der Fahrer ja mit Blaulicht und Martinshorn fahren"

oder (am wahrscheinlichsten) …

"Müssen diese Idioten wieder so einen Krach machen?"

 

Aber haben Sie auch schon einmal daran gedacht,

 

– dass diese Idioten vor fünf Minuten noch genauso friedlich in ihrem Bett schlummerten wie Sie?

– dass diese Idioten auch um sechs Uhr früh wieder raus müssen, wie Sie?

Aber

– dass diese Idioten, wenn sie nach zwei oder drei Stunden wieder ins Bett fallen sowieso nicht mehr schlafen können, weil man halt nicht so gut schläft, wenn man gerade einen Menschen aus einem brennenden Haus oder verunfallten Fahrzeug gerettet hat?

Aber wahrscheinlich werden Sie gar nicht wach, weil unsere Fahrer aus Rücksicht auf Sie trotz § 35 StVO das Martinshorn auslassen, oder weil Sie nicht an einer Hauptverkehrsstraße wohnen. Dann haben Sie eben Glück und brauchen sich nicht über die "Idioten" von der Feuerwehr oder der Rettung oder von den anderen Hilfsorganisationen aufregen.

 

 

… außerdem denken die inzwischen schon selbst:

 

"Warum mache ich IDIOT das eigentlich???"


 

Wie starb "Friedrich"?

An dieser Stelle möchten wir Sie mit dem ganzen Schrecken und Leiden eines Verkehrsunfalls konfrontieren.
Deshalb möchten wir an dieser Stelle über die gesamte Dramatik und auch die Grausamkeit eines Unfalles berichten. Besonders ansprechen wollen wir unsere jugendlichen Mitbürger im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Denn auf diese entfallen nicht weniger als 48 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden.
Die häufigste Unfallursache ist überhöhte Geschwindigkeit; bei einem Drittel aller Fälle ist Alkohol im Spiel. An einem Freitag ereignen sich statistisch gesehen die meisten Unfälle mit Sachschäden, "todsicher" – im traurigsten Sinne des Wortes – ist man an einem Samstag zwischen 15 und 21 Uhr unterwegs. Der "Hauptdarsteller" heißt Friedrich, doch genauso gut könnte er anders heißen – vielleicht genauso wie …?

Sekunde Null

Friedrich fährt 90 km/h. Sein Auto wiegt 1.200 kg. Bei diesem Tempo stecken im Auto 38.226 kg Translationsenergie (nach vorne in Fahrtrichtung strebende Wucht). Das entspricht der Wucht einer aus 2.000 Meter Höhe abgeworfenen 250 kg Bombe, die mit einer Kraft (Gewicht) von 100 bis 300 Megapond (1 Megapond=1.000 kg) auf hartes Pflaster knallen würde.

Friedrich tut von sich aus noch 2.230 kg Energie hinzu, weil er 70 kg wiegt und auch 90 km/h fährt. Soeben fährt er gegen einen Baum.

Sekunde 0,1

Das Zehntel einer Sekunde ist vorbei. Stoßstange und Kühlergrill sind eingedrückt, die Motorhaube beginnt sich zu kräuseln.

Der Wagen hat etwa 5 km/h an Fahrt verloren. Friedrich fühlt sich deutlich nach vorne gedrängt. Neben seinem Gewicht, das mit 70 kg im Polster sitzt, hat er nun auch ein Gewicht nach vorne von 170 kg. Friedrich macht die Beine steif, um dieser Neuigkeit im wörtlichen Sinn entgegenzutreten. Und er drückt gegen das Lenkrad, damit es ihn nicht aus dem Sitz hebt.

 

Mit den Beinen stemmt er rund 156 kg ab, mit den Armen stemmt er auch so 30 bis 35 kg. Er hätte nie geglaubt, daß er so stark ist, aber es gelang ihm, noch sitzen zu bleiben.

Da kommt der zweite harte Stoß. Noch ehe er sich besinnen kann, ist sie vorbei, die

Sekunde 0,2

Die etwas härteren Teile des Fahrzeuges, Radaufhängung und Kühler, sind soeben am Baum angekommen; die Verbindungen mit dem Wagen reißen ab, denn der übrige Wagen fährt noch sehr schnell, insbesondere hinten mit dem Kofferraum.

Friedrich fühlt jetzt einen mächtigen Schlag auf den Beinen, denn der Teil des Wagens, gegen den er sich mit den Füßen stemmt, wurde soeben auf etwa 60 km/h abgebremst. Mit den Beinen stemmt er 350 bis 420 kg ab. Wollte er jetzt noch sitzen bleiben, müßte er mit den Armen 220 kg am Lenkrad abstemmen, aber das schafft er doch nicht.

Seine Kniegelenke geben nach, sie brechen einfach knirschend oder springen aus dem Gelenk. Und deutlich spürbare Gewalt zieht ihn mit seinem Gewicht von rund 140 kg auf einer Kreisbahn nach oben in die Ecke der Sonnenblende. Alles in allem verteilt Friedrich zurzeit insgesamt 413 kg Eigengewicht auf seine Gliedmaßen.

Sekunde 0,3

Friedrich hat jetzt ein etwas leichteres Schicksal: Er ist mit Fliegen beschäftigt, er ist noch unterwegs zu den Hindernissen.

Seine gebrochenen Knie kleben am Armaturenbrett, mit den Händen hält er fest das Lenkrad, das sich unter seinem Griff elastisch biegt, und ihn um weitere 5 km/h abbremst.

Sekunde 0,4

Friedrich ist noch immer unterwegs, sein Becken stößt gegen den Lenkradkranz. Friedrich ist in diesem Moment nur etwa 100 kg schwer. Die Lenksäule biegt sich unmerklich nach oben. Da kommt der furchtbare Moment, indem der schwerste und stabilste Teil des Wagens, der Motor, an den Baum kracht. Sekunde 0,5 ist soeben vorbei. Motor und Friedrich stehen still. Nur der Kofferraum fährt noch mit 50 oder 60 km/h. Die Seitenwände des Wagens überholen sich selbst. Die Hinterräder bäumen sich hoch auf, zwei drei Meter hoch. Aber der Wagen interessiert uns jetzt nicht:

Was ist mit Friedrich in dieser Zeit passiert? Friedrich kam im Verlauf einer Zehntelsekunde zum Stillstand.

Sein Gewicht wuchs auf 973 kg an. Mit dieser erbarmungslosen Gewalt wurde er auf die Lenksäule geschleudert. Das Lenkrad, an dem er sich noch immer fest hielt, brach unter dieser Stoßkraft zusammen wie eine morsche Brezel. Mit der Kraft von rund 870 bis 920 kg (je nach Stärke des Volants) dringt die Lenksäule als stumpfe Lanze in seine Brust.

 

Gleichzeitig rammt der Kopf mit einem betäubenden Schlag die Windschutzscheibe. Hätte sich Friedrich nicht mit so übermenschlicher Kraft am Lenkrad fest gehalten, dann würde er vielleicht auch 1.300 kg schwer geworden sein, in diesem Moment. Und dabei wären ihm die festgeschnürten Schuhe von den Füßen geflogen.

Noch eine oder zwei Zehntelsekunden, dann ist Friedrich tot.

Nach sieben Zehntelsekunden steht der Wagen still. Das Unglück ist vorbei. Sagen sie einmal "einundzwanzig" das ist eine Sekunde. Und nun sagen sie "zwanzig": Das ist die Zeit in die Ewigkeit für Friedrich gewesen…


Der Ab- und Zu- Feuerwehrmann

Ein kritischer Text, den ein Kommandant als Mahnung in der Feuerwehr publizierte:

 

Herr X. ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und – wie er glaubt – ein aktiver Feuerwehrmann. Denn immerhin nimmt Herr X. des öfteren an Ausrückungen zu Festen teil; auch wenn es gratis etwas zu essen gibt ist er zur Stelle. Wie gesagt, ein aktives Mitglied der Feuerwehr – wie er glaubt.

An technischen Schulungsabenden nimmt Herr X. nicht teil, denn er kennt sich ja sowieso überall aus, schließlich ist er ja bereits seit 20 Jahren bei der Feuerwehr!

Herr X. hat einen 18-jährigen Sohn. Dieser bestand vor einem Monat die Führerscheinprüfung und letzte Woche hat er sich ein neues Auto gekauft. Es ist Samstag Abend und der Sohn von Herrn X. lädt seine Freunde zu einer Disco-Tour in seinem neuen PKW ein. Natürlich trinkt er keinen Alkohol, schließlich ist er ein selbstbewusster Lenker. Während der Heimfahrt beginnt es zu schneien und die Fahrbahnen werden spiegelglatt. Und es passiert – aufgrund noch mangelnder Fahrpraxis kommt der Wagen ins Schleudern und prallt in der Folge gegen einen Baum. Die Mitfahrer können sich nur leicht verletzt selbst aus dem PKW befreien, X’s Sohn jedoch ist hinter dem Steuer eingeklemmt. Seine Freunde verständigen Feuerwehr, Rettung und Gendarmerie.

Herr und Frau X. sitzen vor dem Fernseher, als die Feuerwehrsirene zum Einsatz ruft. Herr X. springt auf und rast ins Feuerwehrhaus, welches sich nicht weit von seiner Wohnung befindet. Vier Kameraden sind bereits im Feuerwehrhaus, als er dort eintrifft. Es sind lauter "Ab-Und Zu-Feuerwehrmänner", doch jeder glaubt, der andere wird sich schon mit dem Bergegerät auskennen, und sie rücken mit dem LFB-A zur genannten Einsatzstelle aus. Dort angekommen erkennt Herr X. den Wagen seines Sohnes, die eingeklemmte Person ist sein eigenes Kind. Er gerät in Panik, schreit seine Kameraden an, dass sie um Gottes Willen seinen Sohn befreien! Doch nur betretene Blicke und schuldbewusste Köpfe sind die Antwort. Jeder, der "Ab-Und Zu-Feuerwehrmänner" glaubte, sich überall auszukennen, weil er ja schon so lange Zeit bei der Feuerwehr ist. Aber die Teilnahme an Schulungen und technischen Übungen hielten sie nicht für notwendig – bis an diesen schicksalhaften Tag.

 

Anmerkung des Autors:
Diese Geschichte, werte Leser, habe ich mir ausgedacht, um zu veranschaulichen, was passieren kann, wenn die von der Feuerwehr angebotenen Übungen und Schulungen nicht genutzt werden.

 


 

DIE FEUERWEHREN AM AUSHUNGERN

„Retten, löschen, bergen, schützen", so lautet ein Wahlspruch der Feuerwehren, und diese vier Worte umschreiben auch ganz treffend deren Aufgaben bzw. die Erwartungen, welche in unsere Feuerwehren gesetzt sind.

Die Spezialisten der Freiwilligen Feuerwehren müssen nach einer Alarmierung sofort am Ort des Geschehens sein, sie müssen natürlich dort selbst schnellstens Hilfe leisten. Wenn möglich sollen sie auch gleich alle Spuren der Katastrophe beseitigen und dabei dürfen selbstverständlich keine Fehler passieren – dies alles setzt man als Betroffener oder Außenstehender (Zuschauer?) natürlich voraus, denn dafür sind die tapferen Helden der Feuerwehren schließlich da…

Nur – ganz so einfach ist die Sache dann nicht, denn um im Ernstfall so helfen zu können, wie es erwartet wird, müssen mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Personal

Das Personal – Hier gleich eines vorweg: Bei den meisten Feuerwehrmitgliedern handelt es sich keineswegs um hochbezahlte Profis. Die Männer (und Frauen) der Feuerwehren versehen ihren Dienst am Nächsten ehrenamtlich, d.h. ohne jegliche Bezahlung. Für ihre Aus- und Weiterbildung und den Besuch von Spezialkursen müssen sie Urlaub nehmen, die notwendigen Übungen zur Erhaltung bzw. Verbesserung des Ausbildungsstandes finden in ihrer Freizeit statt. Oder die Einsätze: Zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit zu sein, jede Krisensituation unter teilweise enormen psychischen Druck meistern. Oft sind dabei auch schwere und sehr gefährliche Arbeiten durchzuführen.

2. Ausrüstung

Die Feuerwehrausrüstung: Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge und Geräte, welche die technischen Voraussetzungen für alle möglichen Hilfeleistungen schaffen. Da zur Herstellung dieser Ausrüstung naturgemäß nur hochwertiges Material verwendet werden kann und auch eine lange Stabilität und Haltbarkeit unter schwierigsten Einsatzbedingungen verlangt wird, ist sie auch relativ teuer. Und genau hier beginnt es, kritisch zu werden.

Mehr Aufgaben – weniger Geld

Obwohl die Aufgabenstellungen an die Feuerwehren immer umfangreicher werden, gibt es zur Beschaffung der dafür notwendigen Geräte und vor allem Fahrzeuge nicht genügend finanzielle Mittel. Sicher, einige Feuerwehren wurden in letzter Zeit mit modernsten Fahrzeugen ausgestattet, aber sehr viele Feuerwehren müssen noch mit zum Teil komplett veralteten und zu schwach motorisierten Fahrzeugen vorlieb nehmen. Konnten sie früher nach 15 Jahren um einen Ersatz ansuchen, so wurde diese Frist nun auf 20 Jahre hinaufgesetzt. Dies brachte natürlich schon so manche Probleme mit sich. Aber durch den chronischen Geldmangel kam es dazu, daß die „Altersgrenze" für Feuerwehrfahrzeuge nun auf ganze 25 Jahre erweitert wurde. Das heißt: Es muß ein Vierteljahrhundert Dienst versehen, bevor es durch ein neues Fahrzeug ersetzt werden kann, sofern die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind; schließlich leiden auch die Gemeinden selbst immer mehr unter dem finanziellen Notstand.

 

Die für diesen Missstand Verantwortlichen sind aufgerufen, schnellstens eine positive Wende herbeizuführen und alle Feuerwehren mit entsprechenden Fahrzeugen und Geräten auszustatten. Es ist nämlich schlicht und einfach falsch, immer nur damit zu argumentieren, es koste zu viel. Man kann nicht einerseits verlangen, die Feuerwehren müssen alles können (auch der Katastrophenschutz ist hier integriert) und sie andererseits aushungern. Und überhaupt: Es ist geradezu beschämend, wenn von den zuständigen Stellen immer nur die Kostenfrage in den Vordergrund gestellt wird und gleichzeitig gerne übersehen wird, daß alle Feuerwehrmitglieder ihren oft sehr gefährlichen und anstrengenden Dienst zum Wohle der Allgemeinheit selbstlos und gratis versehen. Noch dazu leistet die Feuerwehr als „Mädchen für alles" des öfteren Arbeiten, die gar nicht zu ihren Aufgaben zählen. Außerdem müsste die Rettung von Menschen, Tieren und Sachwerten den Einsatz aller Mittel rechtfertigen.

Viel Leistung um wenig Geld?

Feuerwehren, die alles leisten, aber nichts kosten – ein fataler Trugschluss, der sich bei den alltäglichen Einsätzen für die Betroffenen (Opfer) katastrophal auswirken würde. Heinz Zotter, St. Pankraz – KEIN Feuerwehrmitglied!


Der schulschwänzende Feuerwehrmann
Eine Erfahrung von Andreas Riedl, FF Achau

Es war an einem Dienstag im Jahr 2000, als wir durch die BAZ Mödling zu einem Verkehrsunfall mit Menschenrettung gerufen wurden. Ich war gerade dabei, meine Sachen für die Schule vorzubereiten, als der Pager losging. Plötzlich waren alle Gedanken an die Schule weg und ich habe binnen weniger Sekunden meinen „Beruf“ gewechselt. Ich wurde zum Feuerwehrmann. Als wir ausrückten saß ich im ersten am Einsatzort eintreffenden, Fahrzeug. Nach einigen Minuten stand es fest: Der Lenker, ein 19-jähriger junger Bursch in meinem Alter, verstarb soeben vor meinen Augen.

Nachdem wir einrückten, spielten sich in meinem Kopf Szenen ab wie sie die meisten Feuerwehrmitglieder sicher kennen: Wie wird es seinen Eltern gehen? Wie seiner Freundin? Gegen halb zehn Uhr war ich dann in der Schule. Die erste, ziemlich ironische, Frage der Lehrerin die ich in dieser Stunde hatte war: “ Und, ist der Bus entgleist oder hat die S- Bahn einen Platten gehabt!?“

Ich antwortete: “Frau Professor, ich war auf einem Feuerwehreinsatz!“ Worauf Sie nur meinte, dass ich nicht schon am Morgen saufen sollte. Nach einigen Minuten konnte ich ihr schildern, was genau passiert war. Ihr Schlusskommentar:“ Lieber Andreas, Erfahrungen für dass Leben macht man nur in der Schule, alles andere ist unwichtig!“ Als Draufgabe regnete es noch eine Klassenbucheintragung und eine Verwarnung durch den Klassenvorstand. Angeblich wegen unerlaubtem Schule schwänzen.

Ich setzte mich wieder hin und dachte nach. Über die Feuerwehr, die Lehrer und darüber, ob man in der Schule wirklich für das Leben lernt. Lehrer erzählen einem sehr viel. Doch ich glaube keiner von ihnen weiß wirklich, was er machen soll wenn sich sein Kind verletzt oder die eigene Küche (oder vielleicht sogar das Lehrerzimmer?) brennt.

Was ich mit diesem Text eigentlich sagen will:
Wir Feuerwehrmitglieder sollten, auch wenn es nicht immer einfach ist, alle Möglichkeiten ausschöpfen um unseren Mitmenschen zu helfen. Auch wenn sehr oft die Anerkennung dafür (siehe meinem Text) nur mangelhaft oder gar nicht vorhanden ist! Ich erlebte so eine Reaktion zum Glück nur einmal. Ein paar Tage später kam dann sogar der Direktor zu mir und entschuldigte sich für das Verhalten der Lehrkraft. Ich schenkte beiden einen Leistungsbericht meiner Feuerwehr….damit sie über unsere Arbeit etwas zum Nachlesen und Nachdenken hatten.


DIE EINSAMKEIT IM WRACK

Gedanken eines Menschen in seinem Unfallwrack… Vielleicht denken Sie einmal daran, wenn Sie zu einem Unfall kommen und wissen dann, dass ein kleiner, sprichwörtlicher Handgriff bereits eine große Hilfe sein kann.

Dem Szenario geht ein Verkehrsunfall voraus.

Allein. Mir ist kalt. Gänsehaut breitet sich aus. Ich liege höchst unbequem an Kopf und Nacken. Der rechte Oberschenkel ist zwischen meinem Sitz und dem Lenkrad eingeklemmt. Es ist eng, nass und der Regen prasselt neben meinem Gesicht auf die Straße. Der Wind raschelt irgendwo in der Finsternis im Laub von Bäumen und treibt den Geruch von heißem Kühlerwasser und verbranntem Gummi vor sich her. Der rechte Fuß schmerzt auch immer mehr, ich fühle ihn unter dem Bremspedal festgekeilt. Jeder Versuch, ihn in eine andere Lage zu bringen, endet mit einem hässlichen Schmerz.
Allein – Gerade noch spielte das Autoradio angenehme Musik, der Motor brummte zufrieden vor sich hin und die Heizung sorgte für ein wohlig warmes Klima. Jetzt ist es stockfinster, eiskalt und alles vom Regen durchnässt. Von weit her nähert sich endlich ein Lichtbündel durch den Regen. Hoffentlich biegt er nicht vorher ab, hoffentlich knallt er nicht noch gegen mein Wrack. Er blendet ab und wieder auf. Das Licht bricht sich in Tausenden von Glassplittern. Er fährt dicht heran. Geblendet schließe ich die Augen, versuche irgendetwas zu rufen. Doch mehr als ein lautes Zähneklappern bringe ich nicht zustande. "Da bewegt sich noch einer drin! Das ist sicher gerade erst passiert!". Beratung. "Können Sie beim Fenster rausklettern? Die Tür ist verkeilt". "Nein, ich klemme fest!", kommt es aus mir. Beratung. "Wir holen die Polizei – das ist das Beste!". Autotüren schlagen zu und rasend schnell entfernt sich der Wagen wieder.

Allein – Im Motorraum knistert es leise. Irgendeine Flüssigkeit tropft auf etwas Heißes und verdampft. Hoffentlich brennt nichts. In panischer Angst blicke ich um mich, aber ich kann keinen Feuerschein ausmachen.

 

Immer noch ist es eiskalt. Ab und zu schüttelt es mich kräftig durch und dann spüre ich wieder schmerzhaft meine steifen Glieder. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich mich in dicken Wolldecken vor einem großen, offenen Kamin sitzen und vergesse dann für Momente diese beißende Kälte. War hier gerade jemand gewesen, oder habe ich geträumt? Jedenfalls habe ich das Gefühl, schon seit Wochen hier zu liegen. Wieder kommt ein Auto. Nein, keine Polizei. Warnblinker, Licht. Das Licht fühlt sich im Gesicht warm an. Die Haare richten sich zur Gänsehaut auf. "Hallo?" "Ja, mir ist kalt", kommt es matt über meine Lippen. "Ich schau mal." Schritte entfernen sich. Ich kann nur die Beine sehen. Räder, Warnblinker und das Licht. Es kommt wieder, schiebt mir ein Kissen unter den Kopf. "Eine Decke oder so etwas habe ich leider nicht dabei!" Ich bedanke mich und er geht wieder weg. Leute steigen aus einem Wagen und betrachten mein Autowrack aus respektvoller Entfernung. Stimmengemurmel. Dann wandert ein Warndreieck durch mein Gesichtsfeld. Ganz leise höre ich Folgetonhörner. Motorengeräusche nähern sich. Blaulicht. Herzklopfen.

Licht kommt auf mich zu.

Ein grelles Folgetonhorn peitscht meine Nerven auf. Ich drehe den Kopf und versuche vergeblich, den scharfen Tönen auszuweichen. Endlich erlöscht der Ton. Ich entspanne mich wieder. Motoren laufen, Türen schlagen. Blaues Licht zuckt umher und die tausend Glassplitter tanzen im Takt mit.

Ein Gesicht taucht auf: "Wie ist das passiert? Sind Sie alleine?"

Jetzt nicht mehr, möchte ich antworten. "Sind Sie eingeklemmt?" Ein anderes Gesicht kommt nahe zu mir: "Können Sie Ihre Beine fühlen?" "Ja, aber es tut schrecklich weh!" Er fasst nach meinem Puls, streicht mir dann den Dreck aus meinem Gesicht. "Wie heißen Sie?" Mir fällt mein eigener Name nicht ein! "Na, das ist nicht das Wichtigste – erst holen wir Sie da mal raus und bringen Sie ins Warme. Sie müssen aber noch einmal tapfer sein!"
Er macht mir Mut. Ich spüre seine warme Hand und weiß nun, dass dies alles ein Ende finden wird. Noch mehr Licht kommt hinzu. Ich höre Kommandostimmen. Motoren werden angelassen. Mein Herz klopft bis zum Halse. Die Hand bleibt bei mir. Mal ist sie an meinem Handgelenk, mal wischt sie über mein Gesicht. Ich schließe die Augen und im Traum wird die Hand riesengroß. Gerade so wie ein Kamin…

Blech knirscht. Schmerz. Entspannung. Ich werde getragen, dann gefahren. Ich kann die Augen nicht mehr öffnen, sehe nicht, wo ich bin. Aber sicher ist alles o.k., denn die warme Hand ist dabei. Wohin die Fahrt geht, weiß ich nicht. Jedenfalls immer der Hand nach.

Wer nie selbst in einer ähnlichen Lage war, kann sich nur schwer in die Lage eines Unfallopfers versetzen. Können Sie es? Und können Sie es sich vorstellen, wie Sie sich fühlen würden? Sind wir uns doch ehrlich: Haben wir nicht schon danebengestanden und während der Rettungsaktion kein Wort mit dem Unfallopfer geredet? Haben wir beim Herausschneiden eines Eingeklemmten vielleicht auch lieber gleich an den Aggregaten gearbeitet und haben Spreizer und Schere lieber den Kameraden überlassen?
Wenn Sie diese Fragen todsicher verneinen können, dann blättern Sie schnell weiter. Dann ist auch das Wort Psychologie für Sie nur ein Modewort, das man gebraucht, wie Toilettenpapier. Sollte Ihnen aber die Kurzgeschichte etwas gesagt haben, so darf ich Sie in der Runde derer begrüßen, die sich Gedanken um ihre Opfer machen und nicht nur der Held in Uniform sein wollen.
Wir sind sicher, dass diese Worte hart sind und sich der eine oder andere getroffen sieht. Wenn das erreicht worden sein sollte, sind wir schon zufrieden. Ich selbst war auch einmal einer, dem beim Ausfahren der Puls durchging und dann dem Unfallopfer gegenüber mit einem dicken Frosch im Hals kämpfte. Und irgendwann, als dann der Reiz des Neuen langsam der Routine wich, habe ich spüren können, wie dankbar die Unfallopfer über jedes Wort sind, dass man mit ihnen wechselt. Hie und da ein steuerndes Wörtchen eingestreut, eine Berührung oder auch nur ein gezielter Blickkontakt und er wird über Sie Wunderdinge erzählen und wie gut Sie ihm die Angst genommen haben.
Tipp: Als kleine Hilfe möchte ich Ihnen einen Tipp mit auf den nächsten Einsatz geben: Fällt es Ihnen schwer, ein Unfallopfer anzusprechen, so stellen Sie sich vor, es wäre jemand, den Sie sehr gut und lange kennen. Als wäre das Opfer ihr Freund…


Eine Einsatzfahrt

Ab und dann kommt der Feuerwehr – und nicht nur in Alkoven – zu Ohren, ob es denn sein muss, dass die Einsatzkräfte mit ihren Pkws sich oft recht flott zum Feuerwehrhaus bewegen müssen oder Einsatzfahrzeuge mit Folgetonhorn an den Einsatzort anrücken.

 

Oftmals liegt der Grund aber darin, dass sich zum Zeitpunkt der Alarmierung die angegebene Situation völlig von jener, die die Helfer in der Praxis erwartet, unterscheiden kann. Dies ist sehr oft durch die jeweils vom Notrufabsetzenden angegebenen Beschreibung abhängig. Dazu eine kleine Geschichte, wie sie sich jederzeit auch in der Realität abgespielt haben könnte oder kann.

Fall 1:

Es ist eine ruhige, laue, zu Ende gehende Sommernacht. Die Uhr zeigt 05.43 Uhr. Feuerwehrmann X liegt im Bett und schläft. Der Berufsverkehr auf der B 129 hat bereits eingesetzt.

 

In der Landeswarnzentrale gelangt zu dieser Zeit ein Notruf vom Roten Kreuz ein, der einen Verkehrsunfall im Einsatzbereich der Feuerwehr Alkoven meldet. Ob Personen eingeklemmt sind oder nicht bzw. wie schwer der Unfall ist, kann die Leitstelle des Roten Kreuzes auch noch nicht sagen, da sie den Notruf genau so bekommen hat und deren Einsatzfahrzeug auch soeben erst abgeschickt worden ist.

 

05.44 Uhr. Die Linzer LWZ alarmiert über Funksirenensteuerung die Freiw. Feuerwehr Alkoven mit dem Spruch: "Verkehrsunfall auf der B 129 in YYYY, möglicherweise eine Person einklemmt". Die ruhige Sommernacht wird in Alkoven wenige Sekunden später durch den Beginn des Heulens der Sirene unterbrochen. Weitere Sekunden später wird unser Feuerwehrmann spätestens durch das nun einsetzende Piepsen seines Feuerwehrpagers aus dem Schlaf gerissen.

 

Hektisch zieht er sich notdürftig an, läuft zu seinem Auto und rast damit zum Feuerwehrhaus.

 

Kurz darauf verlässt das erste Einsatzfahrzeug mit Blaulicht das Feuerwehrhaus. Da der Pendlerverkehr bereits eingesetzt hat, bedarf es des Einsatzes des Folgetonhornes, um so zu versuchen, sich eine rasche Einfahrt in die Bundesstraße zu verschaffen. Nicht immer bleibt deswegen ein Autofahrer stehen und der Fahrer des Rüstlöschfahrzeuges drängelt sich vorsichtig nach vorne, bis endlich ein Fahrzeug anhält und das Einsatzfahrzeug rauslässt.
Bereits nach kurzer Fahrt gelangen die Helfer an das Stauende. Mit Folgetonhorn biegt der Kraftfahrer des Feuerwehrfahrzeuges auf die linke Fahrbahnseite und fährt der Unglücksstelle entgegen. Auf dieser Seite entgegenkommende Pkw-Lenker fahren vorsichtig an den Fahrbahnrand und das schwere Einsatzfahrzeug fährt sozusagen in 3. Spur zwischen den Fahrzeugen weiter, bis die Einsatzstelle erreicht wird.

 

Dort angekommen winken die Leute des Rettungsdienstes die Feuerwehr nach vorne, ein "schlechtes" Zeichen, denn in diesen Fällen ist meist eine Person eingeklemmt. Das Fahrzeug rückt vor, die Arbeit der Helfer beginnt…

Fall 2:

Es könnte wieder der gleiche Zeitpunkt sein oder auch ein völlig anderer. Wieder könnte die Alarmierung und der Ablauf bis zum Eintreffen am Einsatzort derselbe sein. Der Unterschied läge nur darin, dass keine Person verletzt ist und nach der hektischen Anfahrt zur Unfallstelle nur ein Pkw aus einem Straßengraben zu bergen ist…

Was wir damit sagen wollen:

Die beiden geschilderten Fälle sollen Ihnen deutlich machen, dass das Szenario an der Einsatzstelle trotz der gleichen Einsatzmeldung oft völlig unterschiedlich sein können. Dies ist aber den Einsatzkräften bei der Alarmierung oft völlig unbekannt und sie rücken folglich mit "Nachdruck" zur Unfall- oder Einsatzstelle aus. Aufgrund der Alarmmeldung bewegen sich auch die Mitglieder raschest zum Feuerwehrhaus, da rascheste Hilfe notwendig zu sein scheint. Erst an der Einsatzstelle selbst sehen auch die Helfer, womit sie konfrontiert werden.

 

Bei der Feuerwehr Alkoven war es auch mehrmals schon der umgekehrte Fall. Eine schier harmlose Alarmierung zu einer Fahrzeugbergung nach einem Unfall stellte sich als folgenschwerer Crash mit Menschenrettung heraus. Und aus diesen Erfahrungen hat die Feuerwehr auch gelernt.

 

Vielleicht denken Sie als Nichtfeuerwehrmitglied beim nächsten Male an diese Zeilen, bevor Sie die Helfer der Feuerwehr mit abwertenden Worten oder ähnlichem konfrontieren… Sie werden es Ihnen danken!


Feuerwehrfrust

Aufgewacht mir schwerem Schädel –
grad’ noch geträumt von einem Mädel -,
der Piepser singt das Lied vom Brand.
"Zwei" zeigt die Uhr dort an der Wand.
Raus, ins kalte Auto rein;
frostig ist’s, es wird bald schnei’n.
Im Eis auf der Scheibe nur ein Schlitz,
eiskalt ist der Fahrersitz.
Motor blubbert, kommt in Gang,
kriegt schnell jenen hohen Klang,
den man vom Nürburgring her kennt
und den man "höhertourig" nennt.
Reifen quietschen schon beim Start,
Kurventechnik: herzlich/hart,
"Ideallinie" nehmen, gradeaus –
da ist schon das "Spritzenhaus".
Klar, jetzt ist der Motor warm,
die Scheibe frei und –
Fehlalarm!
Ein "Bürger" tat den Melder drücken,
um dann fröhlich abzurücken.
Erwischen müsst‘ man diesen Knaben,
um ihm – die Meinung mal sagen.


HILFE FÜR DIE HELFER
Einige Gedanken von Kora Weinknecht

„Piieepp, piieepp, piieepp“, da war es wieder, dieses Geräusch das mein Piepser von sich gab, wenn es mal wieder Zeit war für einen Einsatz. Es war vier Uhr Früh und ich hatte seit dem letzten Einsatz nur ca. eine halbe Stunde geschlafen. Und nun wurden wir wieder zu einem Einsatz gerufen. Das hieß also ab ins Auto und ein paar Minuten später waren wir auch schon auf dem Weg Richtung Einsatzort. Uns wurde auch gleich per Funk durchgegeben, worum es sich handelte.

„2-19 einsatzmäßig Richtung Olympiabrücke – Mensch in Notlage.“ Mensch in Notlage war ein Satz den ich wirklich hasste, denn er sagt absolut nichts darüber aus, um was für einen Einsatz es sich handelt. Das konnte nun wirklich alles sein. Als wir den Einsatzort erreichten, war die Feuerwehr und Polizei schon vor Ort.

„Wir versuchen gerade die Tür aufzubrechen, aber die scheint ziemlich massiv zu sein“, erklärte uns einer der Feuerwehrmänner. Mein Fahrer drehte sich zu mir um und meinte: “Nimm mal den Defi und den Notfallkoffer mit. Ich fordere einstweilen den Notarzt und den Einsatzleiter an.“ Vollbepackt kam ich wenige Minuten später zur Tür, die immer noch ungeöffnet war, und stellte alles ab.

 

„Wer hat uns denn eigentlich angefordert?“, fragte mein Fahrer einen der Feuerwehrmänner, die immer noch hart am arbeiten waren. „Die junge Frau dort drüben, die gerade mit dem Polizisten spricht!“, er deutete in die entsprechende Richtung.

 

Kurze Zeit darauf traf der Einsatzleiter ein und gab der Feuerwehr die Anweisung durch ein Fenster einzusteigen, wenn die Tür ein solches Problem darstellte. Also stiegen drei Feuerwehrmänner über eines der Fenster ein und an dem erschreckten: „Oh mein Gott“, war mir sofort klar, daß sich dort drinnen tatsächlich ein Mensch in Notlage befand. Die Feuerwehrmänner öffneten uns von innen die Türe und da bot sich uns ein nicht gerade angenehmes Bild. Auf der Couch lag ein junger Mann, weiß wie die Wand, der offensichtlich einen Selbstmordversuch hinter sich hatte. Er hatte versucht sich die Pulsadern und die Halsschlagader auszuschneiden und er hatte auch ganz gut getroffen, denn der blutete stark. Mein Fahrer und ich stürzten zu ihm und begannen mit der Erstversorgung. Wir legten Verbände an, sprachen mit ihm und erklärten ihm alle Maßnahmen, wobei von ihm eigentlich keine Reaktion mehr kam. Kurze Zeit darauf draf der Notarzt ein und setze die weitere Versorgung fort. Soweit hatten wir ihn dann auch stabil und wollten ihn von der Couch auf die Trage umlagern, womit er aber ganz und gar nicht einverstanden war und sich wie wild zu wehren wusste. Mit seiner Faust draf er mein linkes Auge, was mir noch Tage danach ziemlich weh tat. Schließlich hatten wir ihn aber doch so weit beruhigt, dass wir ihn ohne Probleme ins Krankenhaus mitnehmen konnte, wo er dann weiter versorgt wurde.

 

Nach diesem Einsatz folgten in dieser Nacht keine weiteren mehr und eigentlich wäre ich müde gewesen und hätte noch ein wenig schlafen können, bevor der Universitätsalltag wieder anfing, aber ich konnte nicht. Sobald ich meine Augen schloss kam dieses Bild zum Vorschein, dieser junge Mann, der auf der Couch lag, das Blut von seinen Armen fließend …

 

Ich muss auch heute, und seither ist doch einige Zeit vergangen, immer wieder an diesen Einsatz denken. Es blieb leider nicht mein einziger Einsatz bei dem sich ein Mensch das Leben nehmen wollte. Aber seit diesem Einsatz frage ich mich allerdings immer wieder: “Wer hilft eigentlich uns Helfern?“ Die Bevölkerung verlässt sich darauf, dass Feuerwehr und Rettung immer einsatzbereit sind, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen. Und das sind wir, ob es draußen stürmt und scheint, wir sind da, und das rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Aber wir Helfer haben auch Gefühle. Auch wenn wir am Einsatzort erst mal so schnell wie möglich unserer „Arbeit“ machen, so gehen die wenisgten Einsätze spurlos an uns vorüber. Wer hilft nun uns Helfern, solche Einsätze, wie ich ihn erlebt habe, zu verarbeiten?

 

Wer ist für uns Helfer da, wenn wir einmal HILFE brauchen?