aus den Westfälischen Nachrichten
Feuerwehr nicht immer binnen acht Minuten am Einsatzort
Gronau – (Foto: H.D. Meyer)
Schaffen es die Einsatzkräfte der Gronauer Feuerwehr, innerhalb der vorgegebenen Zeiten am Einsatzort zu sein? Reicht die personelle Besetzung mit nur zwei Feuerwehrbeamten im 24-Stunden-Dienst in einer 50000-Einwohner-Stadt aus?
Fast täglich rückt die Feuerwehr zu größeren oder kleineren Einsätzen aus. Mal ist es „nur“ eine Ölspur, die beseitigt werden muss, mal aber auch eine Situation, bei der Menschen in Gefahr geraten. So am 4. Januar, als in einer Wohnung an der Ochtruper Straße ein zu hoher Kohlenmonoxid-Wert gemessen worden war. WN-Leser Anton Droste lobt in einem Schreiben an die Redaktion den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Kräfte, die an jenem Sonntagabend alles stehen und liegen ließen, um anderen zu helfen.
Doch Droste stellt auch Fragen. Unter anderem die, ob die personelle Besetzung mit nur zwei Feuerwehrbeamten im 24-Stunden-Dienst in einer Stadt wie Gronau ausreicht. „Eine Stadt mit fast 50 000 Einwohnern und einem Industriegebiet mit vielen Gefahrenstellen, einer neuen großen Feuerwache für fast 20 Millionen Euro und dann nur zwei Feuerwehrbeamte im 24-Stunden-Dienst? Die unterstützt werden von drei Kleinwagen, die von der Freiwilligen Feuerwehr besetzt werden und von zuhause kommen, nur um Geld zu sparen und um die Hilfsfristen einzuhalten, was aber gar nicht mehr klappt?“ Drost hält eine Aufstockung der Besetzung des 24-Stunden-Dienstes für erforderlich.
Rainer Hoff , Leiter des Fachdienstes Sicherheit und Ordnung bei der Gronauer Stadtverwaltung, bestätigt, dass derzeit zwei Hauptamtliche den 24-Stunden-Dienst bedienen, die ausschließlich den Brandschutz sicherstellen. Weitere Hauptamtliche im 24-Stunden-Dienst sind im Rettungsdienst eingesetzt Hierüber erfolgt im Bedarfsfall auch eine Unterstützung der Feuerwehr in der Ersteinsatzphase, bis freiwillige Kräfte nachgerückt sind. Darüber hinaus haben drei Feuerwehrleute Bereitschaftsdienst. Sie rücken bei einer Alarmierung von dort aus, wo sie sich gerade befinden. Zu diesem Zweck sind sie mit entsprechend ausgerüsteten Einsatzfahrzeugen ausgestattet. Zusätzlich rückt, je nach Alarmstichwort, der Wehrführer oder einer seiner Vertreter aus.
Bei vordefinierten Einsatzszenarien wie einem sogenannten kritischen Wohnungsbrand müssen innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung neun Einsatzkräfte vor Ort sein.
Und nicht nur irgendwelche: Sie müssen neun unterschiedliche Funktionen abdecken, wie zum Beispiel „Angriffstrupp“ und „Sicherungstrupp“. Nach fünf weiteren Minuten müssen weitere sechs Kräfte mit entsprechender Funktion am Einsatzort sein. Dank der Unterstützung der Hauptamtlichen durch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr werden diese Schutzziele in Gronau meistens erreicht. „In einigen Fällen waren genügend Einsatzkräfte erst nach neun Minuten vor Ort, was an Faktoren liegt, die nicht immer beeinflusst werden können“, so Hoff. „An Werktagen ist das Hauptamt tagsüber personell durch den Tagesdienst sehr gut aufgestellt. Insbesondere zu Nachtzeiten, an Wochenenden und Feiertagen ist eine Erreichung der vorgegebenen Schutzziele jedoch nicht ohne unsere Freiwillige Feuerwehr zu bewerkstelligen. Dies hat auch in der Vergangenheit sehr gut funktioniert, wofür wir den Kameradinnen und Kameraden sehr dankbar sind. Irgendwann ist jedoch das Ende der Fahnenstange durch organisatorische Maßnahmen erreicht und es müssen weitere Stellschrauben gedrehtwerden.“
Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde wird regelmäßig über die Einsätze der Wehr auf dem Laufenden gehalten. Demnächst steht eine Fortschreibung des Gronauer Brandschutz-Bedarfsplans in enger Abstimmung mit der Kommunalpolitik an. Hoff schließt nicht aus, dass künftig mehr hauptamtliche Kräfte für den 24-Stunden-Dienst eingesetzt werden, um das Sicherheitsniveau in Gronau weiterhin auf einem hohen Level zu halten und bestenfalls noch auszuweiten. „Hierbei ist uns wichtig, weiterhin ein gesundes Gleichgewicht zwischen Hauptamt und Ehrenamt zu halten. In keinem Fall spart die Stadt Gronau an Sicherheit.“
Quelle: Westfälische Nachrichten