Wer sich engagiert, der profitiert

Wer sich engagiert, der profitiert – etwa beim Besuch des Theaters oder Schwimmbads: In Hessen gibt es das bereits seit zwei Jahren, in Nordrhein-Westfalen bislang nur vereinzelt in einigen Städten wie zum Beispiel Neuss. Das aber soll sich ändern, geht es nach dem Willen der Landesregierung in Düsseldorf: Sie will die sogenannte Ehrenamtskarte NRW-weit einführen. Auch Gronau wird sich an dem Pilotprojekt beteiligen, als eine von voraussichtlich rund 20 Kommunen. Dafür sprach sich gestern Abend zumindest der Haupt- und Finanzausschuss aus. Endgültig wird darüber der Rat der Stadt Gronau Mittwoch kommender Woche entscheiden.

Neu ist diese Idee nicht – auch nicht in Gronau: Vor geraumer Zeit hat bereits der Stadtsportverband überlegt, eine derartige Vergünstigungs-karte für engagierte Ehrenamtliche im Sport-Bereich aus der Taufe zu heben und die Verwaltung hierfür um Unterstützung gebeten. „Wir wollten das aber ausweiten, denn ehrenamtliches Engagement sollte in anderen Bereichen genauso gewürdigt werden“, erklärte Franz-Josef Weilinghoff, Pressesprecher der Stadt Gronau. „Deshalb kam uns die Idee des Landes ganz recht.“ Und so waren er und der Erste Beigeordneter Dr. Markus Büning der Einladung des nordrhein-westfälischen Familienministeriums nach Düsseldorf im November gefolgt, um an einem ersten Workshop zur geplanten Ehrenamtskarte in NRW teilzunehmen.

Miit der Beteiligung an dem landesweiten Pilotprojekt streben Verwaltung und Politik jetzt die „große Lösung“ an, heißt es in der Sitzungsvorlage: Sie soll ein breiteres Spektrum abdecken und allen zugute kommen, die sich in besonderem Maße im sozialen, kulturellen oder auch sportlichen Bereich für die Gesellschaft einsetzen. „Groß“ dürften, den Erfahrungen in Hessen nach zu Urteilen, auch die Vergünstigungen ausfallen, die mit der Karte verbunden sein werden – größer jedenfalls als eine rein städtische Karte. „Das erhöht natürlich wesentlich den Wert und den Effekt solcher Karten“, ist sich auch Franz-Josef Weilinghoff sicher. Denn mit der Ehrenamtskarte werden in ganz NRW Vergünstigungen beim Eintritt zu kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, in Museen, Schwimmbädern und anderen Freizeit- und Bildungseinrichtungen angestrebt. Das Familienministerium hat zugesichert, auf überregionaler Ebene Sponsoren für sogenannte Leuchtturm-Projekte zu gewinnen – beispielsweise Freikarten für Erst- und Zweitliga-Fußballspiele. In Gronau sind von Seiten der Verwaltung bis dato folgende Ermäßigungen geplant:

50 Prozent Ermäßigung auf den Eintritt des rock’n’popmuseums und auf Veranstaltungen der Kulturbüro Gronau GmbH,
50 Prozent Ermäßigung für Kursangebote der Volkshochschule,
50 Prozent Ermäßigung für Workshops der Musikschule,
50 Prozent Ermäßigung für den Eintritt der städtischen Schwimmbäder sowie
Befreiung von den Mitgliedsgebühren der Stadtbücherei.

Darüber hinaus hat die Verwaltung Kontakt zu örtlichen Wohlfahrtsverbänden, Gastwirten und Kaufmannschaften aufgenommen, um weitere Vergünstigungen oder auch einmalige Aktionen für Karteninhaber auszuloten. Konkrete Ergebnisse gebe es dabei noch nicht, so Weilinghoff.

Freilich wird die Ausgabe der Ehrenamtskarte an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So hat das Land bereits Rahmenbedingungen angekündigt, die für alle potenziellen Karteninhaber gelten: Sie müssen ein überdurchschnittliches Engagement von wenigsten fünf Wochenstunden mitbringen und dürfen keine pauschale Aufwandsentschädigung erhalten, die über das Maß der reinen Kostendeckung hinausgeht. Darüber hinaus räumt das Land den Kommunen weitere Gestaltungsspielräume ein, welche die Gronauer Stadtverwaltung auch nutzen will. Sie schlägt vor:

dass die Gültigkeit der Karte auf zwei Jahre begrenzt wird,
dass maximal 200 Karten gleichzeitig ausgegeben werden,
dass der Inhaber mindestens 16 Jahre alt sein muss,
dass die ehrenamtliche Tätigkeit ausschließlich für Dritte und in Gronau erbracht werden muss und
die Tätigkeit fünf Wochen oder alternativ 250 Jahresstunden umfassen muss.

Durch diese Einschränkungen soll eine „inflationäre Antragshäufung“ verhindert werden, heißt es in der Beschlussvorlage weiter.

Wann die Ehrenamtskarte kommen wird, hänge nun vor allem vom Land ab, teilte Franz-Josef Weilinghoff auf Nachfrage mit. Gerade erst hat das Düsseldorfer Kabinett beschlossen, dass die Karte eingeführt werden soll. „Wir möchten das in Gronau natürlich zeitnah umsetzen, sofern der Rat zustimmt“, erklärte der Pressesprecher der Stadt Gronau.

 

Quelle: Westfälische Nachrichten