Der Dienstwagen von Johannes Thesing ist zweifellos der auffälligste auf dem großen Parkplatz hinter dem Kreishaus. Der Kombi ist nicht nur knallrot, er ist auch mit Blaulicht und einer Leuchttafel mit dem Schriftzug „Feuerwehr" ausgestattet, ganz so wie die großen Feuerwehrautos. Im November hat Johannes Thesing das Amt des Kreisbrandmeisters von seinem Vorgänger Heinz Tenspolde übernommen, seit dem 1. Januar hat der Heidener zudem einen Arbeitsplatz im Kreishaus. Als Brandschutztechniker kümmert er sich um den vorbeugenden Brandschutz und die Gefahrenabwehrplanung – und kann im Fall der Fälle auch zum Einsatz ausrücken.
27 Jahre hat Johannes Thesing vorher als Leiter der Montage in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet, jetzt bricht der 51-Jährige jeden Morgen zu seinem Arbeitsplatz in der Kreisverwaltung auf. „Natürlich ist das eine Umstellung", sagt er. Aber gleichzeitig im Betrieb und in der Feuerwehr in leitender Position zu arbeiten, das sei auf Dauer nicht machbar. „Wenn man zu Einsätzen muss, macht das ein verständnisvoller Chef ab und an mit, aber auf lange Sicht ist das schwierig. Ich kann nicht einfach 30 Leute stehen lassen, wenn ich zu einem Großschadensereignis muss."
Als Kreisbrandmeister leitet Johannes Thesing im Auftrag des Landrates den Einsatz bei großen Bränden und anderen Katastrophen. Zusätzlich wirkt er zur Unterstützung des Landrats bei der Aufsicht über die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis mit. Er überwacht zum Beispiel, ob die Wehren materiell und personell ausreichend ausgestattet sind. Hinzu kommen regelmäßige Besprechungen – auch mit der Fachabteilung „Bevölkerungsschutz" im Kreishaus. Deren Mitarbeiter sind jetzt auch Johannes Thesings direkte Kollegen. Als Brandschutztechniker, diesen Titel hat er während seiner langen Feuerwehrlaufbahn durch einen zusätzlichen Lehrgang erworben, führt er in erster Linie Brandschauen durch. Das heißt im Klartext: Er prüft den Feuerschutz von Gebäuden – vor allem Industrieanlagen – und stellt dabei auch fest, ob im Unglücksfall die Rettung von Menschen und Tieren möglich ist. Die Brandschau ist grundsätzlich eine Aufgabe der Gemeinden, die sie allerdings an den Kreis übertragen können.
In Heiden hat Johannes Thesing 25 Jahre lang erfahren, was es bedeutet eine Wehr zu führen. Deshalb setzt er als Kreisbrandmeister auf das ständige Gespräch mit den Feuerwehrkollegen in der Region. „Der Kreisbrandmeister hat auch die Aufgabe, die Kameraden zusammenzuhalten", betont er. Die „Chemie" zwischen den Feuerwehrmännern und –frauen müsse stimmen, damit im Einsatz das reibungslose Zusammenspiel funktioniere. In den ersten Wochen des Jahres war Johannes Thesing ständig im Kreis unterwegs, um sich bei den Versammlungen der Feuerwehren persönlich vorzustellen. Der direkte Draht zu den 3.540 Feuerwehrleuten im Kreis ist ihm wichtig, „auch wenn mich viele noch aus meiner Zeit in Heiden kennen".
Mit dem Wechsel in die Kreisverwaltung hat Johannes Thesing sein Hobby Feuerwehr nach 35 Jahren doch noch zum Beruf gemacht. Dabei bleibt der Großteil seiner Arbeit ehrenamtlicher Einsatz, für den es lediglich eine Aufwandsentschädigung gibt. „Für so ein Ehrenamt muss man schon Idealismus, eine verständnisvolle Frau und Familie mitbringen", betont Thesing. Schließlich sei die Feuerwehr kein Hobby, dem man nach Lust und Laune nachgehen könne. „Die Feuerwehr ist eine Lebenseinstellung", betont Johannes Thesing. „Wir sind allzeit bereit, engagieren uns unentgeltlich neben unserem Beruf an 365 Tagen im Jahr und zu jeder Tages- und Nachtzeit für das Wohlergehen unserer Mitmenschen." Erholung findet Johannes Thesing, wenn er mit den Laufschuhen an den Füßen „eine Runde durch den Busch dreht".
Und wenn er mal schnell zu einem Einsatz muss, dann steht auf dem Parkplatz hinter dem Kreishaus oder vor seinem Haus das rote Auto parat. Im Kofferraum findet Johannes Thesing alles, was er braucht: eine komplette Feuerwehrmontur und Pläne der größten und gefährdetsten Bauten im Kreis.
Quelle: Kreis Borken