aus den Westfälischen Nachrichten vom 09.11.16 (Foto: THW Ralf Kosse)
Gronau –
Das Auto droht abzustürzen. Blaulicht flackert, Sirenen heulen. Feuerwehrleute rennen los. Sie werden begleitet von THW-Helfern. Ein Güterwaggon ist auf der nahe gelegenen Bahnstrecke entgleist. Qualm dringt aus einem ehemaligen Militärbunker. Eine verletzte Person ist unter einem Trümmerstück eingequetscht. Erschreckende Bilder – zum Glück ist es nur eine Übung.
Von Ralf Kosse
Ziel der Freiwilligen Feuerwehr Gronau und des THW war jetzt das Übungsgelände des Technischen Hilfswerks in Nordhorn. Dort fanden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ideale Bedingungen, die Zusammenarbeit in Einsätzen zwischen den beiden Organisationen zu perfektionieren. Morgens trafen sich je 15 Helfer von Feuerwehr und THW zur Einsatzbesprechung. Gemeinsam ging es zur ehemaligen Raketenabschussbasis nach Hesepe, die die niederländische Armee bis 1978 für die Steuerung von Flugabwehrsystemen nutzte. Heute hat dort das THW ein großes Übungsgelände geschaffen.
Das THW baute ein Wasserbecken auf, aus dem die Feuerwehr eine Löschstrecke versorgen konnte. THW-Helfer und Feuerwehrangehörige gingen unter schwerem Atemschutz gemeinsam ins Feuer. Die Hitze in den Betonbunkern war aufgrund großer Mengen brennender Holzglut so hoch, dass ein Fortbewegen nur kriechend erfolgen konnte, ein Aufstehen war nicht möglich, denn die Schutzvisiere der Helme wären als Erstes weggeschmolzen.
Die THW-Helfer lernten so den Löschangriff in geschlossenen Räumen. Überraschend die Erkenntnis, dass zu viel Wasser den Raum lebensgefährlich mit Dampf füllt. Beim THW ist das nicht Bestandteil der Ausbildung. Hier zeigte sich sofort, wie wichtig der Blick über den „Tellerrand“ der Hilfsorganisationen ist.
Nebenan packte ein Trupp aus Feuerwehr und THW schwere Hebewerkzeuge aus, um einen Kesselwagen zurück auf die Bahnschienen zu setzen. Etliche Tonnen mussten erst angehoben und dann seitlich verschoben werden, bis nach gut zwei Stunden der Waggon wieder auf das Gleis gerollt werden konnte. Das absturzgefährdete Auto wurde von dem dritten – ebenfalls gemischten – Trupp gesichert. Ein dickes Drahtseil hielt es sicher. Ausbilder Markus Pischel von der Feuerwehr erläuterte am Fahrzeug den Einsatz von hydraulischer Schere und Spreizer. Währenddessen zeigte THW-Zugführer Torsten Lammers den Einsatz dieser beiden Geräte, diesmal jedoch die leicht unterschiedliche Ausführung des THW.
In Sichtweite des kleinen Berges, an dem das Auto herunterzurollen drohte, lag ein lebensgroßer Dummy unter einem schweren Betonteil. Dieses war dank des hydraulischen Spreizers schnell angehoben, mit vereinten Kräften wurde der blaue PVC-Kamerad schließlich auch gerettet.
Die Einsatz-Nachbesprechung fand im gemütlichen Rahmen statt. Hier zeigte sich, dass auch die Kameradschaft zwischen Feuerwehr und THW abseits des Einsatzgeschehens wichtig ist.