Erkenntnisse am Ende der Endlosleiter

Nichts ist so menschlich wie der Traum: Tagträumereien von Abenteuern oder Visionen ungeahnter Fähigkeiten. Einmal den inneren Schweinehund überwinden, einmal im Rampenlicht stehen, die eigenen Grenzen ausloten: Wer wollte das nicht? Keine Zeit, keine Gelegenheit? Macht nichts in loser Folge können Sie in den WN verfolgen, wie es ist, wenn man sich ausprobiert.
Helden brauchen lange Beine. Oder starke Arme. Die simple Erkenntnis kommt mit dem blendenden Licht, das plötzlich aus den Neonröhren an der Decke strahlt. Christian Franz hat den Schalter umgelegt. Der Oberbrandmeister bei der Feuerwehr in Ahaus sitzt eine Tür weiter vor einem Schaltpult mit Monitoren und hat über Infrarotkamera beobachtet, wie Martin Bültmann versucht, seiner Begleiterin aus einem mannshohen Metallfass zu helfen. Gerade zwei Minuten ist es her, dass wir den völlig abgedunkelten Raum betreten haben. Zwei Minuten währte die Freude, in voller Montur mit Brandschutzkleidung, Handschuhen, Helm und Atemschutzgerät die erste Belastungsprobe im Arbeitsraum mit 20 Metern Endlosleiter und auf dem Fahrradergometer bestanden zu haben 20 Kilogramm schwerer als sonst, mit reduziertem Blickfeld, Beklemmungen und bleischweren Atemzügen hinter der luftdichten Maske. Eine Minute hat es gedauert, bis sich die Atmung wieder beruhigt hat, zwei Minuten, bis das Licht anging.
Frust ist ein unzureichender Ausdruck für das brennende Gefühl des Versagens, während die Füße immer noch nach einem Halt suchen und die Hände nach etwas, woran man sich hochziehen könnte. Denn wenn in der Atemschutzstrecke der Kreisfeuerwehr das Licht angeht, ist das gleichbedeutend mit: nicht bestanden.