Notfallsanitäter als Geburtshelfer

aus den Westfälischen Nachrichten vom 10.07.2019

Ungeplante Hausgeburt

Gronau –

Viel Zeit zum Überlegen hatten Tobias Wessendorf und Alexander Bloem am Freitag nicht. In der Mittagszeit wurden die Notfallsanitäter zu einer Wohnung an der Gildehauser Straße beordert. Einer werdenden Mutter sei die Fruchtblase geplatzt, so die Einsatzmeldung.

Von Frank Zimmermann

Eltern wissen, dass zwischen dem Platzen der Fruchtblase und der Geburt viele Stunden vergehen können. Doch am Freitag ging dann alles ganz schnell.

„Als wir in die Wohnung gekommen sind, haben wir sofort gesehen, dass die Geburt so weit fortgeschritten war, dass die Frau nicht mehr transportfähig war“, erzählt Alexander Bloem . „Also haben wir uns entschieden, das Kind vor Ort zu holen“, ergänzt sein Kollege Tobias Wessendorf. Dabei war die Situation durchaus brenzlig, denn Bloem erkannte, dass es zu einem Nabelschnurvorfall gekommen war. Das Kind drückte mit dem Köpfchen auf die Nabelschnur und drohte sich so selbst die Versorgung abzudrücken. „Aber wir sind ein eingespieltes Team und können uns blind aufeinander verlassen“, sagt Tobias Wessendorf. Deshalb seien sie auch in dieser Situation ruhig und zielgerichtet vorgegangen. „Als der Notarzt eingetroffen ist, war das Kind schon auf der Welt. Ihm und der Mutter ging es gut“, erzählt Alexander Bloem mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Premiere als Geburtshelfer

Für Tobias Wessendorf war es seine Premiere als Geburtshelfer. Sein Kollege blickt da auf ganz andere Erfahrungswerte zurück: „Es war schon das dritte Mal, dass ich einem Kind auf die Welt geholfen habe“, sagt Alexander Bloem. Einmal sind mit seiner Hilfe Zwillinge im Rettungswagen auf die Welt gekommen. Das Thema Geburtshilfe werde zwar im Rahmen der Ausbildung angesprochen, wirklich als Geburtshelfer ausgebildet sei man als Notfallsanitäter aber nicht, räumt Bloem ein.

Zur Sicherheit wurden Mutter und Tochter ins Krankenhaus gebracht, das sie aber am Montag bereits wieder verlassen konnten. Wessendorf und Bloem haben den beiden am Montagvormittag noch einen Besuch abgestattet und sich nach dem Wohlbefinden der beiden erkundigt. Beiden gehe es gut, versichern die Notfallsanitäter im Gespräch mit den WN. Die Mutter habe sich sehr positiv über die Hilfe der Notfallsanitäter geäußert. Das tut den beiden natürlich gut. Nicht zuletzt, weil sie auch immer mal wieder durch negative Erlebnisse in die Schlagzeilen geraten, weil sie zum Beispiel während eines Einsatzes von Personen angepöbelt oder sogar angegriffen werden. Da ist es doch viel schöner, einem neuen Erdenbürger auf die Welt zu helfen . . .

Foto: Westfälische Nachrichten (Frank Zimmermann)

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Quelle: Westfälische Nachrichten